Zum Welt-Hospiztag am 04.10.2003. Auch im Hospiz gibt es das schwere Sterben.

Sterbealltag in Deutschland wird immer noch weitgehend idealisiert; DGHS für eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Grenzen dieser Sterbehilfe-Form; Hospiz und Schmerztherapie sind keine Alternative zur aktiven direkten Sterbehilfe

Wenn am 04.10. in Deutschland und etlichen anderen Ländern die Erfolge der Hospiz-bewegungen gefeiert werden, bleibt eines wieder außen vor: All jene Menschen, die trotz intensiver menschlicher und palliativmedizinischer Rundum-Betreuung qualvoll sterben - auch im Hospiz. Aber dieses Thema blenden die Verantwortlichen gewöhnlich aus.

Dabei ist es kein Geheimnis, dass der an sich begrüßenswerte - und im Falle der Palliativ-medizin sogar dringend nötige - Ausbau der Hospizbetreuung kein Allheilmittel für ein lei-densfreies Lebensende ist. Drastische qualvolle Sterbeprozesse auch im Hospiz waren unlängst wieder im Spiegel nachzulesen ("Noch mal leben vor dem Tod", von Beate Lakotta, 23.06.03) und selbst Schmerztherapeuten räumen ein, dass befriedigende Hilfe längst nicht bei jeder Krebserkrankung im Endstadium möglich ist. 

Doch davon wollen Politiker und andere Verantwortliche, die Millionen Euro in stationäre Hospizeinrichtungen investieren, deren Betten einer kleinen Handvoll glücklicher Patienten zugute kommt, nichts wissen. "Das Sterben im Hospiz wird nach wie vor idyllisiert und idealisiert", klagt DGHS-Präsident Karlheinz Wichmann. Er fordert Sterbebegleitung und Schmerztherapie als Querschnittsaufgabe in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, wo die überwiegende Mehrheit der Menschen heute sterben muss. 

Die Deutsche Hospiz Stiftung fordert ein "Kopfgeld" (Tages-Patientenpauschale) für Ster-bende, das nach ihrer Presse-Erklärung vom 10.09.03 sogar noch niedriger angesetzt wird als die durchschnittlichen Kosten für Schwerstkranke pro Person und Tag sind. "Die DGHS", so ihr Präsident, "wendet sich gegen Pauschalisierungen der Kosten." Wichmann: "Jeder Patient hat ein individuelles Sterbeschicksal. Die Würde jedes Sterbenden ist keine Frage von Pauschbeträgen." Er kritisierte diesen Kosten-Nutzen-Ansatz. 

Zur planmäßigen Verdrängung gehört auch die Tatsache, dass die große Mehrheit der Bevölkerung laut Umfragen auch weiter gehende Sterbehilfe-Formen einfordert. Dies bestätigten unabhängig voneinander verschiedene Umfragen unterschiedlicher Institute in breiten Zeiträumen. Sterbebegleitung und Palliativmedizin allein reicht den meisten Menschen in Deutschland nämlich nicht aus. Sich damit ernstlich auseinander zu setzen, ist und bleibt Aufgabe all jener Politiker, die die Bezeichnung "Volksvertreter" auch nur ansatzweise ernst nehmen. Hier ist noch sehr viel nachzuholen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) mit knapp 40 000 Mit-gliedern sowie zahlreichen Freunden und Förderern setzt sich für das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben ein ... damit das Leben bis zuletzt human bleibt.